Dehoga Bundesverband

Die Aussichten im Gastgewerbe sind pessimistisch

Weiter steigende Kosten und die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung setzen das Gastgewerbe in Deutschland unter Druck. Dehoga-Präsident Guido Zöllick sieht hier die Politik in der Verantwortung und fordert spürbare Entlastungen für die Betriebe.

VendingSpiegel, 22.04.2024 – Die Betriebe in der Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen laut einer aktuellen Umfrage des Dehoga-Bundesverbands weitere Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. „Angesichts der vielfältigen Herausforderungen ist die Politik gefordert“, sagt Verbands-Präsident Guido Zöllick, der hinzufügt: „Wir erwarten dringend Maßnahmen zur Entlastung und Stärkung der Betriebe.“ Dazu gehören für ihn konsequenter Bürokratieabbau, mehr Flexibilität für die Unternehmer und einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen.

Sechs Prozent Umsatzminus im März

Laut der bundesweiten Verbandsumfrage setzten die Gastronomen und Hoteliers im März durchschnittlich sechs Prozent weniger um als im Vorjahr. Auch das so wichtige Ostergeschäft lief nur verhalten. 36 Prozent Betriebe berichten von einem „guten bis sehr guten Verlauf“. 36 Prozent bezeichnen den Verlauf ihres Ostergeschäfts als „befriedigend“. Diesen gut 70 Prozent stehen 28 Prozent gegenüber, die ihre Geschäfte mit „schlecht bis sehr schlecht“ bewerten. Denn für die meisten Betriebe (57 %) lief das Ostergeschäft schlechter als im Vorjahr. 33 Prozent melden gleichbleibende Geschäfte, nur zehn Prozent konnten bessere Geschäfte verbuchen.

Anhaltend hoher Kostendruck

Die Betriebe müssen allerdings nicht nur fehlende Umsätze, sondern zugleich steigende Kosten verkraften. Die Umsatzrückgänge bei gleichzeitig steigenden Kosten lassen dabei die Gewinne schrumpfen, so dass der Gewinnrückgang im März auf durchschnittlich 17 Prozent steigt. Dabei lagen die Kosten für Lebensmittel durchschnittlich um 16 Prozent höher als im Vorjahr, die von Getränken um zwölf Prozent. Die Personalkosten stiegen um durchschnittlich 14 Prozent. Erschwerend für Pachtbetriebe kommen Pachterhöhungen von durchschnittlich sechs Prozent hinzu.

Die steigenden Personalkosten (77 %) werden von den Betrieben als die derzeit größte Herausforderung angesehen, gefolgt von der Anhebung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn (68 %) sowie den höheren Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (67 %). Die Hoteliers und Gastronomen leiden darüber hinaus unter der zunehmenden Bürokratie (67 %) und den steigenden Energiekosten (66 %).

Fast jeder zweite Unternehmer pessimistisch

Aber nicht nur die Lage im Moment ist schwierig, auch der Blick auf die nächsten drei Monate gibt Anlass zur Sorge. 45 Prozent der Betriebe erwarten eine weitere Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation, nur 16 Prozent der Unternehmer geben sich zuversichtlich und hoffen auf bessere Geschäfte. 39 Prozent gehen von „gleichbleibenden“ Geschäften aus.

Neben den gestiegenen Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie machen insbesondere die Folgen der Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent den Unternehmern zu schaffen. „Viele Betriebe spüren eine wachsende Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste“, berichtet Zöllick und verweist auf die Umfrageergebnisse. Danach beklagt jeder zweite Betrieb Umsatzverluste (49 %) und Gewinnrückgänge (54 %). 54 Prozent zählen weniger Gäste, ein Drittel der Betriebe (34 %) meldet einen niedrigeren Durchschnittsbon pro Gast.

Preiserhöhungen unausweichlich

Aufgrund der Mehrwertsteuerheraufsetzung um zwölf Prozentpunkte sahen sich laut der Dehoga-Umfrage 84 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. „Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen“, erklärt der Verbands-Präsident. 16 Prozent der Befragten haben die Preise noch nicht verändert. „Wann und in welchem Umfang die Gastronomen für welche Speisen erhöhen, ist auch abhängig von der konkreten Kostenentwicklung und vom Konzept des Betriebes, von den Gästen und vom Standort des Betriebes“, führt der Dehoga-Präsident aus. Jeder Unternehmer müsse für sich sauber kalkulieren, um wirtschaftlich arbeiten und zugleich wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Mehrwertsteuererhöhung bremst Investitionen

Spielräume für Investitionen gibt es derzeit kaum. Wie die Umfrage zeigt, verzichten 65 Prozent der Betriebe aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung auf Investitionen oder fahren ihre Ausgaben hier zurück. 57 Prozent passen ihr Angebot an. 31 Prozent verkürzen ihre Öffnungszeiten. 17 Prozent der Betriebe gaben an, Mitarbeiter entlassen zu müssen. Und vier Prozent erwägen die Schließung beziehungsweise Aufgabe ihres Betriebes.

Mit Blick auf die negativen Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung bekräftigt Zöllick die zentrale Forderung des Verbandes, Essen einheitlich mit sieben Prozent zu besteuern. In 22 von 27 EU-Staaten werde steuerlich kein Unterschied gemacht zwischen Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant, hebt Zöllick hervor. „Es ist absurd, dass für das Essen in der Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer gelten, während das Essen-to-Go, der Fertigsalat aus dem Supermarkt und die Essenslieferung weiterhin mit sieben Prozent besteuert wird. Diese Ungleichbehandlung muss endlich dauerhaft beseitigt werden.“

An der Umfrage des Dehoga Bundesverbandes zur Situation im Gastgewerbe nahmen vom 3. bis 12. April 3.175 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil.

rl

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