BMEL
„Ein ernstes Problem“
Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle fielen 2020 in Deutschland entlang der Lebensmittelversorgungskette an. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung die Menge der vermeidbaren Abfälle zu halbieren.

VendingSpiegel, 06.07.2022 – „Lebensmittel, die als Abfall enden, sind ein ernstes Problem. Die Produktion von Lebensmitteln, die später doch nicht verzehrt werden, verbraucht weltweit immense Flächen an Ackerland und verschwendet wertvolle Ressourcen“, hebt Bundesumweltministerin Steffi Lemke, anlässlich der jüngsten Zahlen zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland hervor.

Impulsgebendes Rahmenprogramm

Diese gehen aus einer Untersuchung des Statistischen Bundesamts in Zusammenarbeit mit mehreren Forschungsinstituten hervor, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes sowie mit Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wurden. Im Fokus der Untersuchung stand die Frage: Wie viele Lebensmittelabfälle fallen in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette an – also auf dem Weg eines Lebensmittels vom Landwirt bis zum Teller? Diese Frage muss unter anderem im Rahmen einer regelmäßigen Berichterstattung an die EU-Kommission beantwortet werden.

Ressourcen wertschätzen

Der überwiegende Anteil an weggeworfenen essbaren Lebensmitteln sowie Schalen, Blätter, Knochen oder Kaffeesatz entstand dem Bericht zufolge in privaten Haushalten (rund 59%). Weitere 17 Prozent Lebensmittelabfälle fielen in Restaurants, der Gemeinschaftsverpflegung oder dem Catering an, gefolgt von etwa 15 Prozent in der Verarbeitung von Lebensmitteln, rund sieben Prozent im Handel und ungefähr zwei Prozent in der Landwirtschaft. „Als Bundesregierung sind wir deshalb angetreten, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland zu halbieren. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher haben es oft in der Hand, Lebensmittelabfälle zu verringern. Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist gut für die Umwelt“, betont Lemke.

Zu einem wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln mahnte auch Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, an: „Wir haben es gemeinsam in der Hand, Lebensmittelabfälle – vom Acker bis zum Teller – so weit wie möglich zu vermeiden.“ Auch bei der Produktion könnten Lebensmittel besser verwertet werden, führte Özdemir aus: „Nicht alles, was eine Delle hat oder nicht der Norm entspricht, gehört in die Tonne – vieles davon kann anderweitig genutzt werden.“

Konkrete Maßnahme entwickeln

Vor diesem Hintergrund wird die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung des BMEL weiterentwickelt. Mithilfe dieser will die Bundesregierung gemeinsam mit allen Beteiligten die Lebensmittelverschwendung verbindlich und branchenspezifisch reduzieren. Dazu würden zurzeit konkrete, ambitionierte Maßnahmen entwickelt und konsequent umgesetzt, heißt es vom BMEL. Denn es bedürfe nicht nur einer Verhaltensänderung bei den Verbrauchern. „Bewusstes, nachhaltiges Verhalten muss auch durch eine entsprechende Ernährungsumgebung zum Beispiel im Handel oder in der Außer-Haus-Verpflegung unterstützt werden“, teilt das Bundesministerium mit.

EU-Abfallrahmenrichtlinie erfüllen

Mit dem vorgelegten Bericht kommt Deutschland der in der EU-Abfallrahmenrichtlinie verankerten Pflicht nach, die Fortschritte bei der Reduzierung der Lebensmittelabfälle sichtbar zu machen. Mindestens alle vier Jahre müssen die EU-Mitgliedstaaten eine gründliche Messung der Lebensmittelabfälle vornehmen. Die zur Datenerhebung entwickelte Methodik beruht auf Vorgaben der EU-Kommission. Ausgangspunkt ist die Abfallstatistik. Darauf aufbauend wurde mit Hilfe von Sortieranalysen und Befragungen der Abfallwirtschaft ermittelt, wie hoch der Anteil der Lebensmittelabfälle an den in der Statistik erfassten Gesamtabfällen ist. Dabei sind nicht alle der erfassten Lebensmittelabfälle vermeidbar, denn zu ihnen zählen zum Beispiel auch Knochen und Schalen.

Der Erstbericht legt den Grundstein für eine kontinuierliche Messung der Lebensmittelabfallmenge in Deutschland. Im nächsten Schritt wird die EU-Kommission die von den Mitgliedstaaten übermittelten Daten analysieren und in einem zusammenfassenden Bericht veröffentlichen. Sie wird die Daten auch dem von ihr angekündigten Vorschlag für EU-weit verbindliche Reduzierungsziele zugrunde legen.

jb

Drucken