BZfE / BÖLW / Bio-Lebensmittel
Kaum Preissteigerungen
Die Preise für Bio-Lebensmittel sind im Vergleich zu konventionell erzeugten Produkten im letzten Jahr kaum gestiegen. Die Preisschere zwischen beiden Erzeugnis-Gruppen verschwimmt daher zunehmend, teilt das BZfE mit. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin sprach sich der Bio-Verband BÖLW zudem für die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel aus.

VendingSpiegel, 04.02.2023 – Ökologische Lebensmittel bremsten die Inflation. Davon zeigten sich die Experten des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin Ende Januar überzeugt. Auch das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) berichtet anlässlich der Grünen Woche, dass die Lebensmittelpreise angesichts der Inflation zwar gestiegen seien. Dies im Schnitt aber stärker bei konventionell erzeugten Lebensmitteln im Gegensatz zu Bio-Produkten: Während im Discounter und im Supermarkt zum Beispiel für Bio-Möhren um bis zu 45 Prozent mehr bezahlt werden müsse, seien es im Bio-Fachhandel nur durchschnittlich zwei Prozent.

Damit verschwimme auch die (Verkaufs-) Preisschere zwischen konventionell erzeugten und Lebensmitteln mit Biosiegel laut BZfE zunehmend. So sei im Januar im Handel zum Beispiel die Biobutter teilweise günstiger als die konventionelle Variante gewesen.

Preistreiber im konventionellen Anbau

Die Gründe für die sinkenden Preisunterschiede zwischen beiden Lebensmittel-Segmenten erläuterten Vorstandsvorsitzende Tina Andres und Geschäftsführer Peter Röhrig des BÖLW auf der Pressekonferenz des Verbands auf der Grünen Woche: So seien ökologisch wirtschaftende Betriebe weniger von steigenden Energie- und Betriebsmittelkosten betroffen, da sie keine mit hohem Energieaufwand hergestellten synthetischen Düngemittel einsetzen. Ebenso wirke sich der Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel positiv auf die Preisgestaltung aus. Denn beide Faktoren seien erhebliche Preistreiber im konventionellen Anbau, wissen die Bio-Experten.

Tina Andres bekräftigte ergänzend: „Die Preise für Bio-Lebensmitteln geben auch die wahren Kosten wieder.“ Umweltkosten seien darin eingepreist. In Deutschland belaufen sich die jährlichen Umweltschäden verursacht durch zu viel Stickstoffdünger, chemisch-synthetische Pestizide und zu viel Tieren auf zu wenig Fläche auf 90 Milliarden Euro, führt der BÖLW weiter an. Das zerstöre die Artenvielfalt, gefährde Gewässer und verschärfe die Klimakrise.

Mehrwertsteuer muss angepasst werden

Als politische Forderung sprach sich der BÖLW für eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte aus, denn diese vermieden Umweltschäden und schützten Gemeingüter. Das 30 Prozent-Bio-Ziel bis 2030 halte der Verband nach eigenen Angaben nur für erreichbar, wenn alle Politikbereiche daran mitwirken, entsprechende Förderprogramme auflegen und unterstützen. Das soll zum Beispiel durch eine ökologische Steuerreform, mehr Öko-Forschungsprogramme, Erleichterungen im Baurecht, mehr Bio-Bildung und vor allem auch in der sogenannten Bio-Außer Haus Verpflegung erreicht werden.

Nachbarstaaten wie Dänemark oder Österreich zeigen laut BÖLW, wie groß hier das Potenzial ist. Ziel müsse es sein, Wahlfreiheit zu schaffen und ein 50 Prozent Bio-Angebot in Kantinen zu etablieren. Langfristige Verträge seien unabdingbar, um umstellungswilligen Betrieben Planungssicherheit zu geben. Das bezieht die gesamte Wertschöpfungskette bis zum Lebensmittelhandwerk mit ein. Denn ohne wirksame Förderprogramme für nachhaltig wirtschaftende Bäckereien, Fleischereien, Schlachtereien und Mühlen in handwerklichen und mittelständischen Strukturen werde eine regionale und resiliente Lebensmittelversorgung nicht mehr möglich sein, ist der Bio-Verband überzeugt.

jb

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