BMEL / Süßwaren
Werbeverbote geplant
Werbung für ungesunde Lebensmittel soll künftig nicht mehr an Kinder gerichtet werden dürfen. Einen entsprechenden Entwurf stellte Ernährungsminister Cem Özdemir Ende Februar vor. Erste Verbände kritisieren das Vorhaben.

VendingSpiegel, 02.03.2023 – Werbekampagnen für Fastfood, Snacks oder Süßigkeiten könnten in Zukunft deutlich erschwert werden. Denn laut einem aktuellen Entwurf plant das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Kinder unter 14 Jahren vor Werbung für diese Art von Produkten zu „schützen“.

Aus Sicht von Bundesernährungsminister Cem Özdemir brauche es eine „möglichst gesunde Ernährungsumgebung“ für Kinder, „dafür sind klare Regeln unumgänglich“, betont er. Daher solle Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt, die sich an unter 14-Jährige richtet, künftig verboten werden, darunter in Form von Außenwerbung, Influencer-Marketing oder auch weiteren Medienformaten zwischen 6 und 23 Uhr. Die Beurteilung eines hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehaltes soll sich an den Anforderungen des Nährwertprofilmodells der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren.

Lebensmittelwerbung habe einen nachhaltigen Einfluss auf das Ernährungsverhalten bei unter 14-Jährigen, schreibt das Ministerium. Es verweist darauf, dass der übermäßige Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz zur Entstehung von Übergewicht und ernährungsmitbedingten Erkrankungen beitrage, darunter Adipositas und Diabetes. „Gerade im Kindesalter wird das Ernährungsverhalten entscheidend für das weitere Leben geprägt“, betont das BMEL. Genau hier soll das Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung ansetzen.

Gegenwind von der Industrie

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) befürchtet hierdurch ein „Totalverbot“ von Süßwarenwerbung. „Die Vorschläge von Bundesminister Özdemir sind aus unserer Sicht nicht verhältnismäßig und zudem verfassungsrechtlich bedenklich“, sagt Verbands-Hauptgeschäftsführer Carsten Bernoth. Da es keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit von Werbeverboten auf die Entwicklung von kindlichem Übergewicht gebe, sei ein solches Werbeverbot „nicht zielführend“, heißt es vom BDSI.

Auch der Lebensmittelverband (LMV) hat in einer ersten Stellungnahme auf die geplanten Maßnahmen des Ministeriums reagiert. Zum einen störe sich der Verband an Özdemirs „Unterstellung“, die Lebensmittelwirtschaft würde Geld damit verdienen, „in dem man die Gesundheit der Kinder ruiniert“, heißt es vom LMV. „Eine solche bösartige Aussage, die eine ganze Branche diffamiert, die über fünf Millionen Erwerbstätige beschäftigt und täglich die Bevölkerung versorgt, ist eines Bundesministers nicht würdig“, sagt LMV-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Anstelle von symbolischen Maßnahmen wie Verboten fordert er wirksame Lösungen. Dazu gehöre neben dem Angebot und der Aufklärung über ausgewogene Ernährung insbesondere die Bewegungsförderung.

sn

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