VendingSpiegel, 31.08.2016 – Laut einer neuen Untersuchung von Mintel ist Deutschland bei Bio-Süßigkeiten europaweit führend: 44 Prozent aller im Jahr 2015 in Europa auf den Markt gebrachten Bio-Süßigkeiten wurden auf dem deutschen Markt eingeführt. Damit wird Frankreich, der zweitinnovativste Markt für Bio-Süßigkeiten in Europa, deutlich abgehängt. Lediglich 18 Prozent aller Bio-Süßwaren wurden in diesem Zeitraum in Frankreich auf den Markt gebracht, gefolgt von Spanien (6 %), dem Vereinigten Königreich (5 %) und der Tschechischen Republik (5 %).
Laut Mintels Datenbank weltweiter Produktneueinführungen (GNPD) hat sich das Attribut „Bio“ auf dem deutschen Süßwarenmarkt als sehr beliebt erwiesen. Im Jahr 2015 war eines von zehn neu eingeführten Süßwarenprodukten als „Bio“-Produkt gekennzeichnet, mehr als doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt: lediglich vier Prozent der auf dem gesamten Kontinent neu eingeführten Süßigkeiten waren mit derartigen Hinweisen gekennzeichnet.
Darüber hinaus hat sich die Anzahl neuer Bio-Süßwaren in Deutschland seit 2012 beinahe verdoppelt; damals waren lediglich sechs Prozent aller neu eingeführten Zuckerwaren mit dem Zusatz „Bio“ versehen. Im Vergleich dazu stagniert die Markteinführungsaktivität im restlichen Europa seit vier Jahren: Pro Jahr waren nur zwischen drei und vier Prozent aller neuen Süßwaren auf dem gesamten europäischen Kontinent Bio-Produkte.
Diese Ergebnisse gehen aus einer Mintel-Umfrage aus dem Jahr 2016 hervor, wonach 17 Prozent der Deutschen nach eigener Angabe mehr biologisch erzeugte Lebensmittel und Getränke kaufen als noch vor einem Jahr, während 18 Prozent der Deutschen sogar bereit sind, für Bio-Produkte mehr Geld auszugeben. Damit zeigen die Deutschen von allen fünf europäischen Märkten, die von Mintel untersucht wurden, die größte Bereitschaft, extra für Bio-Produkte zu zahlen: 17 Prozent der französischen, 16 Prozent der polnischen, 14 Prozent der italienischen und 13 Prozent der spanischen Verbraucher geben an, für Bio-Lebensmittel und -Getränke tiefer in die Tasche greifen zu wollen.
Der zunehmende Einsatz der Kennzeichnung „Bio“ ist zum Teil auch der Tatsache geschuldet, dass Verbraucher sich mehr und mehr der gesundheitlichen Folgen von Zuckersüßwaren bewusst werden. In einer Mintel-Umfrage aus dem Jahr 2015 gab mehr als die Hälfte (56 %) der Deutschen an, es gäbe nicht genügend gesunde Süßwaren im Angebot.
„Da Zuckerwaren von Regierungen, Gesundheitsbeauftragten und Verbrauchern mit wachsendem Argwohn betrachtet werden, bemühen sich Hersteller, ihre Produkte ‚sauberer‘ und sicherer zu konzipieren, indem sie von künstlichen Farbzusätzen und Aromen zu natürlichen, biologischen Inhaltsstoffen wechseln“, erklärt Marcia Mogelonsky, Director of Insight, Food and Drink bei Mintel, die Ergebnisse. „Deutsche Verbraucher achten besonders auf biologische Inhaltsstoffe, da sie gesunde Ernährungsgewohnheiten oftmals mit Umweltverträglichkeit verknüpfen.“
Während biologische Werbeversprechen auf dem deutschen Süßwarenmarkt gerade boomen, bergen auch zuckerreduzierte Süßigkeiten großes Potenzial. Im Jahr 2015 waren 14 Prozent aller in Deutschland neu eingeführten Süßwaren mit dem Zusatz „kein/weniger Zucker“ versehen, verglichen mit lediglich neun Prozent der Produktneuheiten in ganz Europa.
Deutschland ist somit auch der führende europäische Markt für Süßigkeiten mit weniger Zucker, wenn auch nicht in demselben Umfang wie bei Bio-Süßwaren. Im Jahr 2015 wurden in dem Land 25 Prozent aller neuen zuckerreduzierten Süßwarenprodukte auf den Markt gebracht, gefolgt von Spanien (12 %), Norwegen (8 %), Großbritannien (8 %) und Frankreich (5 %).
Deutschland ist zudem ein großer Markt für Zuckersüßwaren, die ohne künstliche Zusätze oder Konservierungsstoffe hergestellt wurden. Im Jahr 2015 wurden 17 Prozent aller Süßwarenprodukte mit der Kennzeichnung „ohne Zusätze/Konservierungsstoffe“ in Deutschland auf den Markt gebracht, gefolgt von Frankreich (6 %), Russland (6 %) und Italien (6 %). Lediglich im Vereinigten Königreich war die Markteinführungsaktivität in diesem Segment höher – dort kamen im Jahr 2015 34 Prozent aller neuen Süßwaren ohne Zusätze oder Konservierungsstoffe neu auf den Markt.
Die hohe Markteinführungsaktivität wird auch von Mintels Verbraucherumfragen gestützt: Die Hälfte (51 %) der deutschen Konsumenten gibt an, ihren Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken aktiv zu reduzieren oder diese Produkte zu meiden. Außerdem ist für zwei von fünf der deutschen Verbraucher der Zusatz „kein/weniger Zucker“ ein wichtiger Faktor beim Kauf von Süßigkeiten, während rein natürliche Inhaltsstoffe, das heißt der Verzicht auf künstliche Farben oder Aromen bei der Herstellung, für 41 Prozent der Deutschen wichtig ist.
„Verbraucher sehen sich die Zutatenliste von Zuckersüßwaren genauer an und achten mehr auf Faktoren wie Zuckergehalt und Einsatz künstlicher Farb- oder Aromastoffe. Künftig werden Hersteller einen Weg finden müssen, den ‚Spaßfaktor‘ von Süßigkeiten beizubehalten – indem sie ansprechende Geschmacksrichtungen, Formen und Konsistenzen anbieten –, und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Produkte nachweislich gesünder sind“, fasst Mogelonsky zusammen.