IDZ / Allensbach-Studie
Es wird zur Gewohnheit
Beim Bezahlen gewinnen Karte und Smartphone in Deutschland laut der aktuellen Allensbach-Studie im Auftrag der IDZ an Bedeutung. Die Corona-Krise gibt besonders der kontaktlosen Zahlung einen Schub – auch bei Kleingeldbeträgen bis 25 Euro.

VendingSpiegel, 15.09.2020 – Die Kartenzahlung hat in den letzten Jahren laut der Initiative Deutsche Zahlungssysteme (IDZ) „einen deutlichen Schub erlebt“: Gaben 2016 noch 66 Prozent an, grundsätzlich am liebsten bar zu bezahlen, waren es 2019 noch 60 Prozent und in diesem Jahr nur noch 52 Prozent. Die letzten Einkäufe bezahlte Anfang Juli 2020 bereits knapp jeder Zweite (48 %) mit Karte.

Es gibt Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Bei den 30- bis 44-Jährigen (61 %) dominiert die Kartenzahlung inzwischen genauso wie bei den 45- bis 59-Jährigen (54 %). Die Jugend scheint bereits einen Schritt weiter zu sein und viele sind bereit, von der Karte auf das Smartphone zu wechseln: Zehn Prozent der 16- bis 29- Jährigen und acht Prozent der 30- bis 44-Jährigen haben nach eigener Aussage die letzten Einkäufe mit dem Handy beglichen. Die Ü-60-Jährigen hingegen haben noch vorwiegend in bar bezahlt (65 %). Jedoch nehmen auch hier die Werte für die Kartenzahlung deutlich zu (von 24 % in 2019 auf 35 % in 2020).

„Der Trend zur Karte ist eindeutig, er benötigte aber Zeit“, heißt es in der IDZ-Mitteilung. Ganz anders sehe es mit der Kontaktlos-Zahlung aus. Demnach wurde noch nie eine Funktion der Girocard so schnell von Verbrauchern angenommen, wie das kontaktlose Zahlen. So gibt heute bereits jeder Zweite an, schon einmal berührungslos bezahlt zu haben. 2019 waren es noch 30 Prozent – das seien erstaunliche Zuwächse in Anbetracht der Tatsache, dass die kontaktlose Girocard schrittweise erst ab 2016 eingeführt wurde. Doch viele würden die neue Art des Zahlens als besonders schnelles, bequemes Verfahren ansehen und sich zusehends daran gewöhnen.

Quelle: IDZQuelle: IDZ

Anderes Bezahlverhalten durch Corona

Als weiteren Grund für den Schub in der Nutzung elektronischer und insbesondere auch kontaktloser Zahlungssysteme nennt die Studie die anhaltende Corona-Krise. 39 Prozent der Befragten haben nach eigenen Aussagen in den letzten Wochen deshalb bewusst häufiger mit Karte bezahlt. Fast die Hälfte der Befragten (44 %) sagen, nach der Corona-Krise dieses Verhalten beibehalten zu wollen.

Und das betrifft nicht nur größere Einkaufssummen, sondern auch Kleingeldbeträge bis 25 Euro. Hier dominiert bisher noch das Bargeld mit 68 Prozent, jeder Fünfte (21 %) bezahlt diese kleineren Summen jedoch jetzt schon lieber mit Girocard, vier Prozent sogar am liebsten mit dem Smartphone. Die Kreditkarte bildet das Schlusslicht mit drei Prozent. Als Gründe für die Zahlung mit Karte oder Smartphone unter 25 Euro werden die einfache Handhabung genannt (83 %), „es geht schnell“ (79 %) und „man muss nicht darauf achten, ausreichend Bargeld dabei zu haben“ (77 %). Die Deutsche Kreditwirtschaft hob in Reaktion auf die steigende Nachfrage, auch höhere Beträge berührungslos und PIN-frei bezahlen zu können, das Limit für kontaktlose Bezahlungen ohne PIN-Eingabe von zuvor 25 Euro auf 50 Euro an.

Das Smartphone gewinnt an Bedeutung

Dass auch das Bezahlen mit dem Smartphone schnell und praktisch sein kann, erkennen scheinbar immer mehr Verbraucher. Auch wenn es noch nicht alle nutzen, finden es 41 Prozent der Befragten bereits heute modern, über das Smartphone zu bezahlen. Jeder Fünfte (20 %) hält diese Bezahlart für besonders schnell. Die Girocard ist in NFC-fähigen Android-Smartphones bereits seit 2018 verfügbar und wird immer beliebter. Seit Kurzem können Sparkassen-Kunden die Girocard auch über Apple-Pay auf ihrem iPhone benutzen. Das Smartphone kann zum Zahlen an der Kasse – wie die Plastikkarte – einfach an eines der rund 755.000 kontaktlosfähigen Bezahlterminals gehalten werden. Der generelle Trend hin zu elektronischen Zahlungssystemen scheint deshalb auch den Weg für eine wachsende Bereitschaft zu ebnen, Mobile Payment zu nutzen, urteilt die IDZ. Denn fast ein Viertel (24 %) kann es sich schon heute vorstellen, per Smartphone zu bezahlen.

„Die beschleunigte Akzeptanz der Kontaktlosfunktion der Bürger lässt darauf schließen, dass in Zukunft häufiger der Griff zum Smartphone und nicht ins Portemonnaie erfolgt. Galt Deutschland beim elektronischen Bezahlen lange als Nachzügler, ist es inzwischen in der Gesellschaft fest etabliert“, schreibt die IDZ. Deshalb könnte bald auch das Smartphone, in jedem Fall aber das kontaktlose Bezahlen, an der Kasse – neben Bargeld und Karte – fest zum Alltag gehören.

Die Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme stützt sich auf insgesamt 1.237 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Die Interviews wurden zwischen dem 3. und 16. Juli 2020 mündlich-persönlich durchgeführt.

sn

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