Homeoffice-Ende / Handelsblatt-Umfrage
„Büros bleiben leer“
Obwohl zum 1. Juli die „Homeoffice-Pflicht“ endet, sind viele Dax-Konzerne und Mittelständler bei der Öffnung ihrer Büros zurückhaltend, wie das Handelsblatt heute berichtet. Nur zehn der 30 Dax-Konzerne wollen ihre Arbeitsstätten bereits im Juli wieder für mehr Mitarbeiter öffnen, wie die Umfrage des Handelsblatts zeigt. Auch der Mittelstand öffne nur langsam.

VendingSpiegel, 24.06.2021 – Das hatten sich viele Operator sicher anders vorgestellt: Dank sinkender Inzidenzen und steigender Impfquoten können zwar auch in Deutschlands Büros die Corona-Beschränkungen gelockert werden und die Arbeitnehmer in die Büroräume zurückkehren– doch der Großteil der Arbeitsstätten geht auf Nummer sicher und verlängert stattdessen die Home-Office-Option. Das ergab eine Umfrage, die das Handelsblatt im Juni 2021 durchführte.

Verunsicherung ist groß

„Die Pandemie gestaltet sich noch immer als zu volatil, um langfristige Aussagen treffen zu können“, erklärt demnach der Energiekonzern Eon. Eine Ansicht, die auch andere Großunternehmen teilen. So verschiebt der Chemie- und Pharmakonzern Bayer die Rückkehr seiner Mitarbeiter auf August oder September, während der Werkstoffhersteller Covestro sogar von einer großflächigen Rückkehr „nicht vor dem dritten Quartal 2021“ rechnet.

Die Munich Re wollte eine geplante Öffnung wegen der Ausbreitung der als besonders ansteckend geltenden Delta-Variante sogar kurzzeitig komplett verschieben. Der Rückversicherer wolle nun aber doch ab Juli öffnen, jedoch nur maximal jeden zweiten Platz besetzen. Diese Strategie verfolgen auch Allianz, die Deutsche Börse und Heidelberg Cement, die im Juli ebenfalls lediglich bis zu 50 Prozent der Belegschaft ins Büro lassen. Klar scheint laut dem Handelsblatt somit jetzt schon sein: „So voll wie vor der Pandemie wird es in den Büros nie mehr werden. Alle Dax-Firmen streben eine hybride Mischung aus Präsenz- und Heimarbeitstagen an.“

Stufenweise Rückkehr geplant

Statt schlagartig alle Mitarbeiter auf einmal in die Büroräume zurückzuholen, setzen zudem viele Unternehmen auf eine schrittweise Rückkehr zu alten Arbeitszeiten mit Präsenzpflicht. Matthias Preuß, Leiter des Corona-Krisenstabs bei der Deutschen Börse, betont dem Handelsblatt gegenüber, er freue sich zwar, „nicht mehr durch leere Gänge gehen zu müssen und mal wieder persönlich mit den Kollegen interagieren zu können“. Seine Mitarbeiter holt er dennoch nur in Etappen zurück: Noch dürfen nur zehn Prozent der Mitarbeiter zur Arbeitsstätte kommen. Die nächste Stufe soll Anfang Juli greifen, dann können 30 Prozent in Absprache mit den Abteilungsleitern zurück, ab Mitte Juli soll es die Hälfte sein.

„Ein Stufenplan, der von Inzidenzen abhängt, macht die Situation für Mitarbeiter und Manager planbarer. Das gilt auch, falls die Fallzahlen wieder ansteigen sollten“, bestätigt der Arbeitspsychologe Hannes Zacher das Vorgehen Deutschen Börse sowie zahlreicher weiterer Konzerne und Mittelständer. Wichtig sei aber laut dem Experten eine schnelle Öffnung der Büros unter Berücksichtigung des Stufenplans, da Studien zeigten, dass die Belegschaft unzufriedener, unproduktiver und weniger motiviert sei, wenn sie gar nicht mehr ins Büro kommen dürfe.

Kein Dauerzustand

Dies zeigt sich auch in der Umfrage des Handelsblatts: Demnach lasse die Begeisterung der Arbeitnehmer im Hinblick auf die Arbeit im Home-Office als Dauerzustand spürbar nach. Die Situation sei für die Mitarbeiter „sehr schwer“, die Isolation und der rein digitale Austausch würden als herausfordernd empfunden und kreative Prozesse könnten in den eigenen vier Wänden nur eingeschränkt funktionieren, berichten unter anderem Allianz, Heidelberg Cement und Covestro. So stellt Bayer beispielsweise „sehr große Belastungen durch fehlende Regenerationsphasen zwischen einzelnen Terminen" fest, da sich bei virtuellen Meetings häufig eines an das andere reihe.

Neue Arbeitswelten

Doch auch nach der Rückkehr in den alten „Vor-Corona“-Arbeitsalltag wird sich in den Unternehmen einiges ändern, berichtet das Handelsblatt auf Grundlage seiner Umfrage. Die Mitarbeiter der Deutschen Börse werden künftig demnach in eine neue Arbeitswelt wechseln. Dann soll jeder Beschäftigte der Börse morgens einen Schreibtisch buchen können - eigene feste Arbeitsplätze fallen weg. Größere Flächen und Cafélounges, sollen zudem die Zusammenarbeit und zufällige Begegnungen erleichtern. „Das Büro wird mehr zu einem Ort der Begegnung", sagt Matthias Preuß. In diesem Sinne können die Mitarbeiter im Schnitt zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten.

Ähnlich ergeht es den Kollegen in anderen Dax-Konzernen. Die Fünf-Tage-Büro-Woche wird es den Konzernen zufolge nach der Pandemie nicht mehr geben. Die 30 Unternehmen antworten unisono, dass eine hybride Mischung aus Präsenz- und Heimarbeit die Zukunft sein wird.

jb

Quelle: Handelsblatt, 24.06.2021, Seite 4-5

Weitere Infos im Internet:

https://www.handelsblatt.com/karriere/ende-der-homeoffice-pflicht-allianz-schon-im-juli-bayer-erst-im-herbst-so-planen-die-dax-konzerne-die-rueckkehr-ins-buero/27313046.html

 

 

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