Fair-Handelsunternehmen trotzt Krisen mit Relaunch und Außer-Haus-Service
Die zuletzt hohen Rohstoffpreise bei Kaffee und Kakao, die Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Klimakrise und eines zurückhaltenden Konsumverhaltens stellen sowohl die Partner im Globalen Süden als auch das Fair-Handelsunternehmen Gepa selbst vor Herausforderungen. Im Außer-Haus-Service konnte das Unternehmen im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 2023 hingegen deutlich zulegen.
VendingSpiegel, 15.05.2024 – Obwohl das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2023 von den weltwirtschaftlichen Krisen beeinflusst war, konnte sich das Fair-Handelsunternehmen Gepa nach eigenen Angaben im Markt behaupten. So wurde ein Großhandelsumsatz von 76,4 Millionen Euro erreicht, was jedoch einem Rückgang von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Der Start in das neue Jahr ist zudem positiv verlaufen. Laut dem Unternehmen zeichne sich für die ersten vier Monate 2024 „unterm Strich eine vorsichtige Aufwärtsentwicklung“ der Umsätze ab. Verbraucher kauften für rund 103 Millionen Euro (Umsatz zu Endverbrauchspreisen) unter anderem Kaffee, Schokolade, Tee, Honig und Handwerksartikel.
Zuwachs im Außer-Haus-Service
Die Ergebnisse der einzelnen Vertriebsbereiche stellen sich wie folgt dar: Der Vertrieb Weltläden/Aktionsgruppen war mit einem Umsatz von 18,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr stabil (-0,6 %). Rückgänge von rund sieben Prozent auf 31,5 Millionen Euro verzeichnete der Vertrieb Lebensmittel-, Bio- und Naturkosthandel. Der Onlineshop für Endkunden konnte den Umsatz in etwa halten (2,9 Mio. Euro, -0,8 %). Der Umsatz im Bereich Ausland/Verarbeiter sank um 3,2 Prozent auf 15,3 Millionen Euro.
Einen deutlichen Umsatzgewinn konnte die Gepa im Vertrieb Außer-Haus-Service erreichen. Im Geschäft mit Kunden wie Firmenkantinen oder Bildungseinrichtungen stieg der Umsatz im letzten Jahr auf 8,2 Millionen Euro an. Das entspricht einem Plus von 18,4 Prozent gegenüber 2022. Zudem liegt dieses Ergebnis von 2023 leicht über dem von 2019.
Unterteilt in die einzelnen Produktgruppen sank der Kaffeeumsatz um 3,9 Prozent auf 33,6 Millionen Euro und der Umsatz mit Schokolade um 1,7 Prozent auf 19,5 Millionen Euro. Der Bereich „Sonstige Lebensmittel“ ist im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatz von 21,7 Millionen Euro gleichgeblieben. Der Umsatz von Handwerksartikeln ging um 1,1 Prozent zurück auf 1,6 Millionen Euro.
Marketing-Kampagne startet
Diesen teils schwierigen Ergebnissen will das Unternehmen mit mehreren Maßnahmen trotzen. „Wir hören auch in schwierigen Zeiten nicht auf, in Nachhaltigkeit zu investieren“, betont der Kaufmännische Geschäftsführer Matthias Kroth. „Dazu gehört der Relaunch der Marke Gepa und die Ausstattung des Gepa-Daches mit einer Photovoltaik-Anlage für einen Teil der zukünftigen Stromversorgung, etwa von Elektroautos und E-Bikes“, ergänzt er.
Zudem wird im Rahmen einer diesjährigen Markenkampagne mit dem Motto „Du hast es in der Hand“ deutlich gemacht, wie alle gemeinsam positive Veränderungen bewirken können. „Weniger egal im Regal, das geht nur fairer, klimagerechter und nachhaltiger“, erklärt Gepa-Geschäftsführer Marke und Vertrieb, Peter Schaumberger. „Viele Verbraucher sowie hunderttausende Engagierte, etwa in den Weltläden, zeigen auch in schwierigen Zeiten, dass ihnen nicht egal ist, was im Regal steht“, sagt Peter Schaumberger. Er fügt hinzu: „Wir möchten mit unserer Kampagne noch mehr Menschen und jüngere Zielgruppen erreichen und auf die Bedeutung von Gerechtigkeit und bewusstem Genuss hinweisen.“
Relaunch der Schokoriegel
Zum Marken-Relaunch wurde das Schokoriegel-Sortiment neu aufgelegt. Es wendet sich in zwölf Sorten mit Geschmacksrichtungen wie „Caramel Crunch Fairness“ auch an jüngere Konsumenten. „Das Design ist nicht nur modernisiert, sondern wir verbinden damit auch Genuss mit Haltung“, sagt Gepa-Sortimentsmanagerin Lebensmittel Alexandra Bleuel. „Unsere wertvollste Zutat? Gerechtigkeit“, heißt so auch die Aufschrift auf den hochwertigen Bio-Riegeln. Schritt für Schritt werden die weiteren Produktlinien ebenfalls relauncht, teilt das Unternehmen mit.
Lieferketten und Kakaopreise
Darüber hinaus weist das Fair-Handelsunternehmen auf die transparenten Lieferketten hin, die sich von der Kakaobohne bis zum Riegel transparent zurückverfolgen lasse. Das Unternehmen bezieht den zu 100 Prozent biologisch angebauten Kakao von langjährigen Handelspartnern. Neun der zwölf Riegel tragen das Naturland- oder Naturland-Fair-Siegel.
„Gerade bei Kakao zeigt sich derzeit: Die Rohware wird knapper, das ist auch durch den Klimawandel beeinflusst“, erläutert Andrea Fütterer, Leiterin Grundsatz und Politik. Durch Monokulturen, Pilzkrankheiten, zu viel oder zu wenig Regen habe sich das Angebot auf dem Weltmarkt verringert und gleichzeitig seien die Preise an der Kakaobörse explodiert. Kakaobauern würden davon in herkömmlichen Handelsstrukturen jedoch häufig nicht profitieren. „Das belegt, dass das Konzept der Klimagerechtigkeit entscheidend für die Zukunft vieler Kleinbauern weltweit ist“, sagt Andrea Fütterer. „Wir unterstützen daher unsere Partnerorganisationen im Globalen Süden bei der Anpassung an die Klimakrise, etwa durch die Förderung von Bio-Anbau und Agroforstwirtschaft, Klimaschutz- und Aufforstungsprojekte, zum Beispiel durch den Gepa-Handelspartnerfonds“, ergänzt sie.
sn